Der Meniskus – Funktion, Verletzungen und moderne Therapiemöglichkeiten
Anatomie und Funktion der Menisken
Das menschliche Kniegelenk enthält zwei halbmondförmige Knorpelscheiben, die sogenannten Menisken – den Innenmeniskus (Meniscus medialis) und den Außenmeniskus (Meniscus lateralis). Sie bestehen aus festem, faserknorpeligem Gewebe und liegen zwischen dem Oberschenkelknochen (Femur) und dem Schienbein (Tibia).
Die Menisken haben mehrere entscheidende Aufgaben:
-
Stoßdämpfung: Sie verteilen die Druckkräfte, die beim Gehen, Laufen oder Springen auf das Knie wirken, gleichmäßig auf die Gelenkflächen.
-
Stabilisierung: Gemeinsam mit den Kreuz- und Seitenbändern tragen sie zur Stabilität des Kniegelenks bei.
-
Gelenkschutz: Durch ihre Form und Elastizität verbessern sie die Passform zwischen den Knochen und schützen den Gelenkknorpel vor übermäßiger Abnutzung.
Ein gesunder Meniskus ist daher essenziell für eine schmerzfreie und langfristig stabile Kniegelenksfunktion.
Ursachen und Formen von Meniskusverletzungen
Meniskusverletzungen gehören zu den häufigsten Erkrankungen des Kniegelenks. Sie entstehen entweder akut durch ein Trauma (z. B. beim Sport) oder chronisch durch Verschleiß im Rahmen degenerativer Veränderungen.
1. Traumatische Meniskusrisse
Ein traumatischer Meniskusriss tritt meist plötzlich auf – häufig bei einer Drehbewegung des Knies unter Belastung, etwa beim Fußball, Skifahren oder Tennis.
Typische Symptome sind:
-
plötzlich auftretende Kniegelenksschmerzen,
-
Einklemmungsgefühl oder Blockaden,
-
Schwellung und eingeschränkte Beweglichkeit.
Traumatische Risse betreffen oft jüngere, sportlich aktive Menschen, und der Meniskus ist ansonsten gesund.
2. Degenerative Meniskusrisse
Ein degenerativer Meniskusriss entsteht durch alters- oder belastungsbedingten Verschleiß. Das Meniskusgewebe verliert mit der Zeit an Elastizität und reißt auch bei geringeren Belastungen.
Häufig tritt diese Form bei Patienten mittleren oder höheren Alters auf und kann schleichend beginnen.
Typisch sind:
-
belastungsabhängige Schmerzen an der Gelenkspalte,
-
zeitweise Gelenkschwellungen,
-
kein eindeutiges Unfallereignis.
Degenerative Meniskusläsionen sind oft mit Knorpelschäden oder beginnender Arthrose verbunden.
Formen der Meniskusrisse
Meniskusrisse unterscheiden sich in Form, Lage und Ausdehnung. Diese Faktoren bestimmen maßgeblich die Behandlung. Zu den häufigsten Rissformen gehören:
-
Längsriss (vertikaler Riss): Entlang der Faserrichtung, meist im gut durchbluteten Außenbereich – gute Heilungschancen.
-
Korbhenkelriss: Sonderform des Längsrisses, bei dem ein Teil des Meniskus nach innen klappt und eine Gelenkblockade verursachen kann.
-
Querriss (radialer Riss): Verläuft quer zur Faserrichtung und stört die Lastverteilung deutlich.
-
Horizontalriss: Trennung der Meniskusschichten, oft degenerativ bedingt.
-
Lappenriss: Kombination aus Längs- und Querriss – kann zu mechanischer Reizung führen.
-
Komplexriss: Mehrere Rissformen überlagern sich, typischerweise bei fortgeschrittenem Verschleiß.
Diagnostik von Meniskusverletzungen
Die Diagnose erfolgt durch eine gründliche klinische Untersuchung, ergänzt durch bildgebende Verfahren:
-
Kernspintomografie (MRT): Standard zur Darstellung der Rissform und -lokalisation.
-
Sonografie oder Röntgen: Zum Ausschluss begleitender Strukturen oder Arthrose.
-
Arthroskopie: In speziellen Fällen auch zur direkten Beurteilung und ggf. sofortigen Behandlung.
Therapie von Meniskusverletzungen
Die Behandlung richtet sich nach Art des Risses, Alter des Patienten, Aktivitätsniveau und Begleitveränderungen im Knie.
1. Konservative Therapie
Bei kleineren oder degenerativen Rissen kann häufig eine nichtoperative Behandlung ausreichend sein:
-
Physiotherapie: Kräftigung der umliegenden Muskulatur zur Entlastung des Knies.
-
Medikamentöse Therapie: Entzündungshemmende und schmerzlindernde Medikamente.
-
Injektionen: Hyaluronsäure oder Eigenblut (PRP) zur Unterstützung der Heilung.
-
Anpassung der Belastung: Vermeidung von Drehbewegungen, ggf. kurzzeitige Entlastung.
2. Operative Therapie
Wenn die Beschwerden anhalten oder ein mechanisches Problem besteht, kann eine arthroskopische Operation (Gelenkspiegelung) notwendig sein.
Dabei gibt es zwei Hauptverfahren:
-
Meniskusnaht (Meniskusrekonstruktion):
Bei frischen Rissen im gut durchbluteten Randbereich kann der Meniskus genäht und erhalten werden – insbesondere bei jüngeren Patienten. -
Partielle Meniskusresektion:
Nicht erhaltungsfähige, eingerissene Meniskusanteile werden sparsam entfernt, um die Gelenkfunktion zu verbessern. Dabei wird stets so viel Meniskusgewebe wie möglich erhalten, um das Risiko einer späteren Arthrose zu minimieren.
In seltenen Fällen kann bei großem Substanzverlust eine Meniskustransplantation oder Meniskusersatzimplantation in Erwägung gezogen werden.
Nachbehandlung und Prognose
Nach einer Meniskusoperation ist eine individuell abgestimmte Nachbehandlung entscheidend:
-
Schonung und kontrollierte Mobilisation in den ersten Wochen,
-
gezielte Physiotherapie zur Wiederherstellung der Beweglichkeit,
-
schrittweiser Aufbau von Muskelkraft und Koordination.
Die Heilungschancen sind bei frühzeitiger Diagnose und adäquater Therapie sehr gut. Insbesondere bei erhaltender Operation kann der Meniskus seine Funktion langfristig wieder übernehmen.
Fazit
Meniskusverletzungen sind häufig, aber bei rechtzeitiger Diagnostik und individuell angepasster Behandlung gut therapierbar. Unser Ziel in der orthopädischen Fachpraxis ist es, den Meniskus möglichst zu erhalten, Schmerzen zu lindern und die volle Funktion des Kniegelenks wiederherzustellen – damit Sie sich dauerhaft sicher und schmerzfrei bewegen können.




