By Dr. Holger Gross on Sunday, 24 March 2013
Category: Allgemein

Was hat das Operieren mit Sport zu tun?

Vor dem Fernseher sind wir alle Experten für Tennis oder Fußball, auf dem Platz unterscheiden sich dann aber die Geister. Hobbyfußballer haben mit einem Bundesligafußballer ungefähr so viel gemein, wie ein VW Polo mit einem Formel 1 Boliden.
Will heißen, dass viele Ärzte sehr gut in der Theorie ihres Faches sind. Sie behandeln ihre Patienten korrekt und geben die richtigen Ratschläge. Kommt es dann jedoch zu einer Operation, reicht die Theorie nichtmehr aus.

Operieren ist nicht gleich operieren!

Was hat eine Herztransplantation mit einer Darmoperation gemeinsam?
Ungefähr so viel, wie Fußball mit Golf. Beides wird auf Gras gespielt und man hat einen Ball. Dann ist es aber auch schon zu Ende mit den Gemeinsamkeiten.
Beim Operieren ist es sehr ähnlich. Gewisse Grundfertigkeiten sind immer die Gleichen, wie z.B. das Verschließen der Wunde mit einer Naht. Der Rest des Eingriffs ist in aller Regel jedoch hochspeziell und nicht miteinander vergleichbar.

Natürlich hat ein Orthopäde oder ein Chirurg in seiner Ausbildung eine Vielzahl verschiedener Operationen ausgeführt. Äquivalent dazu kann der Breitensport gesehen werden. Es gibt viele, die in ihrer Freizeit eine Vielzahl verschiedener Sportarten ausführen. Mit viel Talent werden sie auch in der einen oder anderen Sportart respektable Ergebnisse erreichen können. Von der Bundesliga oder Weltspitze sind sie jedoch meilenweit entfernt. Um hier anzukommen, bedarf es einer enormen Fokussierung auf meist eine einzige Sportart. Neben Talent ist vor allem jahrelanges intensives Training notwendig, um vorne mit dabei zu sein.
Das Operieren ist heute so speziell geworden, das selbst Fachbereiche wie die Orthopädie stark unterteilt sind.  Um den Vergleich mit den Sportarten weiterzuführen, können hier die Ballsportarten aufgeführt werden. Hockey, Handball und Fußball sind alles Sportarten, bei denen ein Ball in ein Tor befördert werden muss. Trotzdem sind die Techniken so grundsätzlich verschieden, dass keiner erwarten würde, dass ein Weltklasse Hockeyspieler auch ein Weltklasse Fußballer ist.

Für die Orthopädie heißt das, es ist nicht zu erwarten, dass ein Spitzen Fußchirurg auch gleichzeitig ein Spitzen Hüftchirurg oder Schulterchirurg ist. Auch hier sind ein hoher Spezialisierungsgrad und vor allem viel, viel Übung erforderlich, um in diesem einen kleinen Bereich wirklich gut zu sein.
Selbst bei den Gelenkspiegelungen (Arthroskopien), bei denen die Grundfertigkeiten sehr ähnlich sind, wird heute aufgrund der zunehmenden Komplexität der Eingriffe weiter unterteilt. So findet man heute bereits Spezialisten für Knie-, Schulter- oder Hüftarthroskopie, die operativ Schwerpunktmäßig nur noch diese Gelenke versorgen.
Auch beim Fußball finden sie diese Spezialisten. So gibt es auf dem Fußballplatz die Stürmer, die Mittelfeldspieler oder die Abwehrspezialisten. Jeder für sich genommen ist ein absoluter Fachmann auf seinem Gebiet. Wenn ein Trainer das beste Ergebnis, sprich den Sieg will, dann wird er sich solche Spezialisten suchen, mit ihnen trainieren  und sie dann genau auf ihrem Spezialgebiet einsetzen. So kann er sicher sein das beste Ergebnis zu erzielen.
Für Patienten bedeutet dies, er sollte sich im Falle einer Operation, einen solchen Spezialisten zu suchen. Denn nicht der „Breitensportler“ verspricht das beste Ergebnis, sondern der fokussierte, enorm spezialisierte Arzt mit viel Übung und Erfahrung auf seinem Gebiet.

Wie finde ich meinen Spezialisten?

Spezialisten sind auf den ersten Blick nicht immer einfach zu erkennen.  Von den weniger spezialisierten Kollegen unterscheidet sie die Tatsache, dass sie nicht alle Operationen durchführen. Das heißt eben nicht Hände, Füße, Ellenbogen, Knie, Schulter usw. operieren. Sie beschränken sich auf maximal ein bis zwei Gelenke und führen dafür an diesen eine größere Zahl an Operationen durch.

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